Arbeitsstuhl

Unique Chair Contest 2012

Im Oktober 2012 rief die Designakademie in Berlin zum "Unique Chair Contest" auf. Bei diesem Wettbewerb ging es darum, ein einzigartiges und überraschend neuartiges Sitzmöbelstück zu entwerfen, es anzufertigen und mit dem Ergebnis gegen Projekte andere Studierende anzutreten.

Die eingereichten Objekte sollten in einem neu errichteten Hörsaal der Akademie als Sitzmöbel Verwendung finden. Als Hauptgewinn des Wettbewerbs winkte ein edles Notebook der Firma Apple.

 

Mein Bruder war zu diesem Zeitpunkt Studierender an besagter Hochschule und hatte es auf den Hauptgewinn abgesehen. Die Nebenpreise waren uninteressant, also musste es auf alle Fälle der erste Platz werden!

Selbstverständlich bot ich ihm meine Hilfe an und schon am nächsten Tag begannen wir mit der Planung, erster Brainstorming-Sessions und Entwürfen zu diesem ehrgeizigen Projekt.

 

Wir beschlossen, unseren Stuhl unter dem Motto "Wiederverwendung, Recycling und der Vermeidung von Müll" zu stellen. Da dies unsere persönliche Einstellung wiederspiegelt, die tief in unserem Wertesystem verankert ist. Außerdem erhofften wir uns mit diesem löblichen Thema Pluspunkte von der Jury.

Im schöpferischen Stuhlbauwahn kam die Idee zu einem weiteren Sitzmöbel. Inspiration bot ein altes Verkehrsschild, welches bis dahin ein ärmliches Schattendasein in unserer Garage führte.

Kurzerhand wurde die Form des Verkehrsschildes auf eine Pappe übertragen und mit dieser Schablone einige Flatversuche im Maßstab 1:1 unternommen. Nach wenig Überlegung und einigen Versuchen wurde das Verkehrsschild in eine ergonomische und stabile Sitzschale gebogen. Zur Unterstützung der Stabilität wurde die Biegekonstruktion an zwei Stellen mit Blindnieten fixiert.

Als Stuhlbasis dienten weitere in der Werkstatt herumliegenden Komponenten. Der Standfuß eines überlebensgroßen Mobiltelefons, ein großer Stahlwinkel sowie eine massive Schichtholzplatte. 

 

Ein umlaufendes Kantenband rundete den Sitzkomfort und das ordentliche Erscheinungsbild ab und vollendete den einzigartigen Verkehrsschild- oder besser "Arbeits"-stuhl.

Alle drei Stühle wurden mehreren schwungvollen Belastungstests unterzogen, um ein unerwartetes Versagen vor der Jury vorzubeugen. Dann wurden sie nach Berlin gebracht, und dort dem Organisator des Wettbewerbs übergeben zu werden.

 

Wie angestrebt wurde unser Rimowa-Stuhl zum Hauptgewinner des Wettbeweres gekührt und mein Bruder bekam das edle Macbook Pro mit einem damaligen Marktwert von etwa 1200 Euro.

 

Unterm Strich haben wir aber noch viel mehr gewonnen: Erfahrungen im Bereich der Entwicklung und Herstellung von Sitzmöbeln. Hierbei ist die Hauptproblematik, einen hohe statische Belastungsfähigkeit mit einer ansprechenden Optik zu einer ausgeglichenen Konstruktion zu vereinen.