AirbnPIPER (Piper PA28)

Ein Flugzeug im Wohnzimmer

Der lang gehegte Kindheitstraum, in einem Flugzeug statt in einem normalen Haus zu wohnen, hatte sich nach dem Kauf des Eigenheims vorerst erübrigt. Schade. 

 

Im Herbst 2018 war es trotzdem an der Zeit, diesem Traum ein Stückchen näher zu kommen. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, den Rumpf eines Kleinflugzeugs als Baumhaus, Kuschelhöhle oder "Raumkapsel" umzubauen. Mit einer großen Menge an Ideen im Kopf fing es an. Hier erzähle ich die Geschichte, was daraus wurde. 

Der Flugzeugfriedhof

Nach einer ersten Internetrecherche erschien es mir völlig unrealistisch, einen passenden Flugzeugrumpf für mein Projekt zu finden. Auf Ebay werden zwar einige Flugzeugteile angeboten - jedoch zu horrenden Preisen. Einen ganzen Rumpf könnte ich mir bestimmt nicht leisten. Dazu noch das Transportproblem: Ein ausreichend großer Rumpf ist wahrscheinlich zu groß für einen günstigen Transport per PKW-Anhänger.

 

Durch die Kontaktaufnahme zu einem Ebay-Verkäufer kam ich jedoch in die Reichweite eines Flugzeugwracks.

Nach dem Austausch mehrerer Emails machte mir der Verkäufer am Telefon glaubhaft, er hätte wonach ich suchen würde. "Ein Flugzeugrumpf für ein Baumhaus? Kein Problem. Beispielsweise könnte man sich etwas aus den Rümpfen zweier Piper PA34 Seneca II zusammenbasteln. Das wäre dann auch groß genug. Und der Transport ist ebenfalls machbar..."

Wir vereinbarten einen Besichtigungstermin und ein paar Tage später standen wir mitten auf einem richten Flugzeugfriedhof. Niemals hätte ich erwartet, so etwas mitten in Deutschland vorzufinden. Überall standen Rümpfe, Flügel und allerhand Einzelteile von Kleinflugzeugen. Ich war schwer beeindruckt.

Bewaffnet mit Maßband ging es ans Werk und die unterschiedlichen Flugzeugmodelle wurden akribisch vermessen. Der Rumpf sollte durch die Eingangstüre unseres Hauses passen, daher waren wir auf eine Breite von 120cm beschränkt. Damit war schnell klar, dass es keine Piper Seneca werden konnte. 

Mit vielen tollen Eindrücken und voller Begeisterung traten wir den Heimweg an. In den nächsten Tagen wurde dann ein Entschluss gefasst, nochmals zum Telefonhörer gegriffen und ein Deal ausgehandelt.

Lieferung und Transport

Wir entschieden uns dazu, einen vollständigen und weitgehend intakten Rumpf einer Piper PA 28 zu kaufen. Dazu der passende rechte Flügel und eine Türe.

 

Ich einigte mich mit dem Verkäufer auf einen akzeptablen Preis, der Versand war inclusive. Ein paar Tage später wurde alles bequem vor unsere Haustüre geliefert, auf einem ganz normalen Fahrzeugtrailer.

 

Unter einer Plane musste das Flugzeug im Garten überwintern. Während dessen überlegten wir hin und her, ob der Flugzeugrumpf einfach als Spielhaus im Garten stehenbleiben oder als Baumhaus in die Bäume gehievt werden sollte - oder sollte das Flugzeug doch ins Wohnzimmer...? 

 

Die Entscheidung fiel auf letzteres. Damit der Lack des Flugzeugs nicht einer permanenten Bewitterung ausgesetzt ist und damit einfach länger Spaß macht.

Der gut 200kg schwere und 5,5 Meter lange Rumpf musste halbiert werden, damit wir ihn durch die Küche in das Wohnzimmer des Hauses transportieren konnten. Hierfür wurde eine Reihe Nieten aufgebohrt, wobei das Entfernen der circa 100 Nieten mehrere Stunden Arbeit und eine Hand voll Bohrer kostete. 

 

Videoclip vom Transport des Flugzeugrumpfes durch die Küche ins Wohnzimmer. Anschließend wurden beide Hälften wieder zusammengefügt und vernietet.

Restauration

Der Flugzeugrumpf war zwar vollständig, aber nicht intakt. Die Spuren am rechten Flügel lassen auf eine Kollision mit einem Baum oder einem Pfahl schließen, bei der die rechte Tragfläche mit großer Wucht nach hinten abknickte. Dabei brach die Aufhängung der Tragfläche in der Wurzel. 

 

Ein Stummel der Tragfläche sollte wieder an den Rumpf montiert werden, um das Betreten der Kabine zu erleichtern. Also wurde der Flügel wieder zusammen gesetzt und fachmännisch (aber sicher nicht flugtauglich) miteinander verschweißt.

 

Die Restauration umfasste das zerschneiden, richten und schweißen der Tragfläche, die Wiederherstellung einer intakten Rumpfaußenhaut und das Reinigen aller Bereiche und Teile des Flugzeugs. Außerdem wurde eine defekte Fensterscheibe ersetzt und die Tür neu lackiert. Die intakten Fenster wurden aufpoliert, weil sie teilweise etwas trüb waren. 

Innenausbau

Nach Reparatur, Zusammenbau und Reinigung der Piper wurde um das Flugzeug herum ein Rahmen aus Holzbalken gezimmert, mit dessen Hilfe der Flugzeugrumpf horizontal ausgerichtet wurde. So steht es stabil und kippsicher.

 

Anschließend ging es an den Innenausbau. Hier konnte ich mich mit Material, Farben, Licht und Formen ganz nach meinem Geschmack austoben. 

Die Wände und Decken des Flugzeugs wurden mit gesteppten Kunstleder und Bezugsstoffen kaschiert. Im Verbindung mit einer dimmbaren Innenbeleuchtung entsteht eine einzigartig bezaubernde Optik wie von einer anderen Welt. Perfekt um einfach mal so richtig abzuschalten und die Welt zu vergessen.

Im Inneren des Flugzeugs findet eine ca. 100 x 200 cm große Matratze platz. Hierauf kann man bequem alleine chillen oder nächtigen, zu zweit wird es dann schon etwas kuschelig.

 

Der vordere Bereich, das Cockpit, wurde mit echten aber auch selbst gebastelten Instrumenten (Mock-up aus dem 3D Drucker) dekoriert. Ein Ipad dient als Flugsimulator, darauf fahren vor allem die jüngeren Besucher voll ab.

Recherche zur "D-EGNI"

Quelle: www.sportfluggruppe-oldenburg.de/
Quelle: www.sportfluggruppe-oldenburg.de/

Delta-Echo-Golf-November-India

 

Das Flugzeug war während seiner aktiven Zeit mit der Kennung D-EGNI registriert. Dieser Schriftzug befindet sich unübersehbar an der Seite des Fliegers.

 

Aus diesem Code lässt sich ablesen, dass es als ziviles Luftfahrzeug in "D" Deutschland registriert war. Das "E" steht für ein Einmotoriges Flugzeug mit einem Höchstabfluggewicht von bis 2 Tonnen. Die Recherche ergab, dass es bis mindestens 2015 im Besitz der Sportfluggruppe Oldenburg war und an europaweiten Ausflügen teilgenommen hat (sh. Foto). Außen am Rumpf befand sich ein großer runder Aufkleber der SFG-Oldenburg, was darauf schließen lässt, dass es bis zu seiner Harvarie vom Verein geflogen wurde.

 

Am Heck der Piper befindet sich das Typenschild. Demnach handelt es sich bei dem Flugzeug um eine Piper PA28-140 mit der Seriennummer 28-26712, Hergestellt in Vero Beach, Florida, US. Daraus lässt sich ermitteln, dass es 1970 vom Stapel lief.

 

Anfragen bei der SFG-Oldenburg und direkt beim Hersteller Piper Aircraft Corporation nach mehr Informationen zu diesem Flugzeug blieben bislang ergebnislos. Wenn du Infos egal welcher Art zur Geschichte der Piper PA28 D-EGNI beitragen kannst, bitte sehr gerne mit mir in Kontakt treten.